Autorin

Kathrin Rosi Würtz (*1980) studierte Soziologie, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Kommunikationsforschung und Phonetik. Neben ihrem Studium war sie als Fitness-Trainerin im Hochschulsport tätig, um der grauen Theorie der Hörsäle mehr Bewegung entgegenzusetzen.

Kurz Interview mit Kathrin Rosi Würtz

Noch während ihres Promotionsversuchs in der Soziologie absolvierte sie die staatlich anerkannte Ausbildung zur Physiotherapeutin. Warum? Das erzählt sie hier!

Wieso, weshalb, warum eine Physiotherapieausbildung?!

Es klingt schon ein wenig nach Wahnsinnigkeit: Da schreibe ich gerade an meiner Doktorarbeit über Boxfilme, trainiere fleißig im Boxclub und werde während eines Aufwärm-Basketballspiels – getrieben von sportlichem Übereifer – durch eine dumme Verdrehung meines Knies komplett aus meiner Bahn geworfen. Während der Rehamaßnahme lag ich frustriert und um ein paar Grad mehr Kniebeugung kämpfend auf der Therapieliege und beobachtete mein Umfeld, ganz in meiner Soziologinnenmanier.

Warum ich die Ausbildung zur staatlich anerkannten Physiotherapeutin gemacht habe!

Beobachten gehört nun mal zum Handwerkzeug der Soziologie und das kann auf Therapieliegen auch unter Schmerzen nicht einfach abgestellt werden. Was durfte ich dort zwischen Gymnastikmatten, Massagecreme und Therabändern entdecken: Einen der interessantesten und bewegendsten Berufe, die mir je über den Weg gelaufen sind!

„Beobachtungen aus erster Hand sind angesagt: Setzen Sie sich in die Empfangshallen der Luxushotels und auf die Treppenstufen von Abrißhäusern, machen Sie es sich auf den Polstergarnituren der Reichen ebenso bequem wie auf Holzpritschen im Obdachlosenasyl… Mit einem Wort, machen Sie sich die Hände schmutzig mit realer Forschung!“ (Ezra Park)*

*Zitatquelle: Flick, Uwe (1995): Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen. Weinheim. Seite 189.

Eine Tatsache irritierte mich jedoch: In der deutschen Physiotherapie wird noch sehr wenig geforscht! Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit soziologischen Themen innerhalb der Physiotherapie ist ein total unterbelichtetes Thema. Na, prima! Gefundenes Fressen für eine bekloppte Soziologin wie mich…

Und da war ich nun mit einem Kopf voll von Forschungsfragen und wollte diesen Beruf von der Pike auf lernen, um später einmal Theorie und Praxis optimal verbinden zu können.

Prost und ein Hoch auf die Physiotherapie!

PS: Im Interview „Praxis statt Promotion“ mit Coachingzonen Wissenschaft, erzähle ich ausführlich über meinen Weg in die Physiotherapie.